Inhalt  RAUMDEFINITION Sie befinden sich im Kapitel 'Elemente und Ordnungen'
 Objektiv-subjektiv  Bei der frage, was räumliches gestalten überhaupt soll, müssen wir wohl zu beschreiben versuchen, was raum überhaupt ist.
Wenn wir uns dazu in der vorstellung an den weltenanfang begeben, - wir möchten ja gerne ein axiom haben, woran wir uns halten könnten- , können wir feststellen, dass zwei grundsätzliche auffassungen möglich sind: Entweder ist der raum grundbedingung für jede existenz und wird dann unterteilt, klassifiziert und durch verschiedene objekte möbliert (Raum als behälter) oder der raum wird erst geschaffen durch die gegenstände und ihre ordnung untereinander (Raum als körperlager). Die erste auffassung entspricht eher einer objektiven weltsicht, die zweite eher einer erlebnisorientierten und menschenzentrierten auffassung, die ich nun beschreiben möchte.


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 Leibraum  Im zentrum befindet sich das individuum, denn voraussetzung zur wahrnehmung und damit zur existenz der welt, ist das subjekt. Als neugeborenes weiss es noch nichts von seinem dasein, es kann sich noch nicht von der umwelt unterscheiden. (In seiner entwicklung zum erwachsenen wiederholt es die menschheitsentwicklung). Es hat anlagen von einem riesigen potential, die noch zu entwickeln sind und funktioniert vorläufig noch einfach nach dem stoffwechselprinzip und wird gesteuert von seinen gefühlen: Lust - unlust - schmerz - sättigung - hunger - durst.
Die ersten erfahrungen des eigenen leibes sind so betrachtet völle und leere (Nahrungsaufnahme und -abgabe), rhythmus der atmung, kälte und wärme (Zusammenrollen und sich ausbreiten), entspannung und spannung (Ruhe und schreien), spüren der lage der eigenen glieder.
. Die grenze des körpers verhindert ein verströmen ins grenzenlose.
Das verhältnis für diese engere umgebung, die durch die reichweite begrenzt ist, nennt man den leibraum. Er ist gekennzeichnet durch den begriff des wohnens ('Das sein bewohnen'), d.h. absichtslos, ohne ziel 'e chli si'.
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 Wahrnehmungsraum  Nach und nach entwickelt der neue mensch durch immer gerichtetere handlungen, durch seine nahsinne geleitet, auch ein verhältnis zu seiner näheren umgebung. Er hat es geschafft, sich aufzurichten, seinen im verhältnis zum körper riesigen kopf zu balancieren und sich auf seinen beinen fortzubewegen. Dazu muss er nicht nur seine glieder motorisch beherrschen, er muss seine tätigkeiten mit seinen fernsinnen abstimmen (riechen, hören, sehen). Ziele bestimmen (Wohin will ich?), strategien entwickeln (Wie komme ich dorthin?) bedingt, dass der junge mensch eine raumvorstellung entwickelt. Das auge bildet den raum auf der netzhaut flächig ab. Deshalb ist es nicht der räumliche charakter der sinnesempfindungen, die zu räumlichen beziehungen führt, sondern die fortschreitende intelligenz der wahrnehmung, die die bilder koordiniert. Verkürzt könnte man sagen:
Der raum wird gebildet durch die intelligenz der vorgestellten bilder.
Der wahrnehmungsraum ist gekennzeichnet durch denken und durch absicht. Dabei lassen sich zwei bereiche unterscheiden:
Den raum des hauses, begrenzt durch die wurfweite und den umschliessenden raum, den fernraum, der unbegrenzt anschliesst.


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 Der lebensraum  kann also gegliedert werden
  • in den raum des eigenen leibes (3D)
    Die nahsinne dominieren - intimsphäre
  • in den raum des hauses (3D/2D)
    Das zusammenspiel von nah- und fernsinnen, handlungsraum
  • in den umschliessenden raum (2D)
    Die fernsinne dominieren - abstraktion, reflexion: denkraum
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 Merkmale  des subjektiven raums sind oben - unten, also die vertikale, erlebbar durch die schwerkraft.
Die horizontale, gegliedert in vorne - hinten und links und rechts, im idealfall symmetrie; als lebensraum an der grenze zwischen oben und unten (Erdoberfläche scheidet erdraum und luftraum)
Orientierung ist nur möglich durch folgen von absichten, nachgehen von tätigkeiten in bezug auf einen ‘bevorzugten ort’ (zuhause).
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 Historisch  entwickelte sich die raumvorstellung wie folgt:
  • Raum als körperlager: Ohne körperliche objekte kein raum
  • Raum als behälter: Der raum ist die bedingung für körper
  • Raum als verschachtelte orte: Der alles umfassende ort (Topos) ist die welt. Ausserhalb herrscht raumlosigkeit.
    'Der ort ist die erste unbewegliche grenze des umfassenden'. Erst die totalität aller von ihren körpern eingenommenen orte bildet den raum. (Aristoteles)
  • Absoluter raum: (Newton) 'In der naturlehre muss man von den sinnen abstrahieren'. Er überführt den 'relativen' (sinnlichen) raum in ein mathematisches modell (absoluter raum).
  • Descartes führt die algebra in die geometrie ein: Analytische geometrie. Dadurch wird der n-dimensionale raum möglich.
  • Einstein verbindet in seiner relativitätstheorie zeit und raum. Die modernen raumvorstellungen haben sich völlig von der anschauung gelöst.
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 Schlussfolgerungen 
  • Der objektive raumbegriff kann nur mit abstrakten funktionen des menschlichen geistes gewonnen werden. Drum findet die auseinander-setzung heute eher in der mathematik oder physik statt. Er unterliegt dem geschichtlichen wandel.
  • Der sinnlich-konkrete raum menschlicher erfahrungen muss durch bewusstes körperliches verhalten und vor allem durch fertigung und anordnung von dingen und ihren zusammenhängen immer wieder neu geschaffen werden. Dies ist die aufgabe des künstlers.
Noch nichts, 25KB Bereiche konkreter gestaltung:
Tanz, mimik, sport
Umformen von materie zu magischen, reflexiven zwecken oder zur herstellung von werkzeug
In architektur wird der gesamtraum mittels flächen in teilräume abgetrennt
Festsetzen von richtungen in der astronomie...
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