Inhalt  GEISTIGE ENTWICKLUNG Sie befinden sich im Kapitel 'Elemente und Ordnungen'
 Nonverbal  Zum umfassenderen verständnis der induviduellen entwicklung (Philogenese) sei kurz die geistige entwicklung des menschen (Ontogenese) skizziert.
Auch soll eine antwort versucht werden zum vorwurf, bildnerische tätigkeit sei nicht-begrifflich, folglich nicht intelligent.
  Die evolutionsgeschichte Darwins beruht auf fünf begriffen:
Population: Gruppe von organismen, zwischen denen genaustausch stattfindet.
Rekombination: Die vermehrungsfähigkeit der population führt zur ständigen durch-mischung des vorhandenen erbgutes.
Mutation: (Zufällige) sprunghafte änderung des erbgutes.
Selektion: Ausleseprozess zugunsten der an die jeweiligen umweltbedingungen besser angepassten individuen. Ihre vermehrung ist grösser, was zu einer zunehmenden dominanz ihrer eigenschaften (In den nachfolge-generationen) führt.
Evolution: Merkmalstrend in der population, der die merkmalsausstattung der art zu umweltgemässen bauplänen und verhaltensmustern hinführt.
 Instinkt  Sind die umweltbedingungen konstant, genügt ein reiz-reaktionsschema, zur bewältigung von umweltsituationen.
 bewusste und   unbewusste bewertung  Soll der organismus differenzierter auf die umwelt reagieren, muss er die erhältliche informationsmenge erhöhen (Differenzierung der sinne) und ein bewertungsschema einführen.
 gerichteter blick  Der vormensch als kletterer passt sich dem lebensraum wald an: Die augen verschieben sich ins gesicht. So kann er ziele fixieren und zu überspringende distanzen besser abschätzen. Auch seine hände geraten dadurch ins gesichtsfeld: Präzisionsgriff
Das üben (repetition) der koordination von auge und hand ist angeboren: Funktionslust
Im üben liegt auch die erste begriffsbildung durch aufteilen einer handlung in einzelschritte und das übertragen auf andere 'anwendungen': Aufheben, abreissen, festhalten, tragen, aufmachen, zerkleinern. Wenn ein versuchstier eine schraube zu öffnen hat, und es ist kein schraubenzieher in sichtweite, sucht sie das nächstähnliche werkzeug mit schraubenzieher-charakter.
 Soziale organisation  Im körperhohen gras der kargen savanne richtet er sich auf und wird gezwungen, in der sippe durch gesten zu kommunizieren.
Der steinwurf als geistige verlängerung des arms führt auch zur bevorzugung der rechten hand, da das kind auf der linken (herz-) seite getragen wird.
 Sprache...  Den begriffen werden laute zugeordnet und an der wirkung auf den sozialpartner überprüft, da ja der zwang zur koordinierten aktivität in der gruppe der selektionsdruck ist. Darob werden die stimme und die andern sprechwekzeuge ausgebildet und verfeinert, was sehr lange dauert, weil auch die hirnleistung entsprechend erweitert werden muss. Von gesten und tönen allgemeiner bedeutung (schnurren = wohlig, knurren = drohen) über speziellere silbenbezeichnungen (wau-wau, mama, usw) engeren begrifflichen inhalts entwickelt sich die sprache weg vom lautmalerischen, abbildenden zu differenzierten lautbildungen präzis umrissener bedeutung.
 ...und geschichte  Der neandertaler kennt das feuer als werkzeug und kann steine zurichten. Voraussetzung dafür ist die weitergabe von erworbenem wissen durch vozeigen - nachmachen (Anschauliches gedächtnis). Die jagd verlangt genaue kenntnis der jagdgründe und vorbereitung, aufgabenteilung (Auch nach geschlechterrollen). Die geste als kommunikationsmittel ist dem augenblick verhaftet und kennt keine vergangenheit und zukunft: Sprache bildet sich aus.
 Animistisches denken  Ursprüngliches denken zeichnet sich aus durch eine hohe integration von individuum und natur: animistiches denken (Gr.anima = seele), dh die natur ist belebt durch götter, dämonen und geister. Was an unerklärlichen kräften wirkt, wird erklärt durch die belebtheit der dinge und erscheinungen. Die ausgeprägte bindung an sinneseindrücke begünstigt ein induktives denken.
  • Der mensch ist sehr stark sozial eingebunden.
  • Der mensch ist stark emotional empfindsam und affektiv ansprechbar.
  • Die vorstellungswelt ist stark bildhaft.
  Nomadiserendes, unstetes leben bewirkt stabile hierarchien und zuständigkeiten im sozialen: Es gibt nichts genauer organisiertes und nichts strenger tabuisiertes als ein magisches ritual. Tabubruch führt zu schlechtem gewissen und zu verdienter, weil akzeptierter strafe.
 Erste städte  Im zweistromland, zwischen Euphrat und Tigris, hat es zwischen 5'000 und 4'000 reiche niederschläge gegeben, was zu einer hohen siedlungsdichte führte. Nach ihrem zurückgehen blieb fruchtbares schwemmland übrig. Die einsetzende trockenheit zwang die bewohner, entweder abzuwandern oder die fruchtbarkeit zu erhalten. Sie entschieden sich für das letztere: Mit dem ersten bewässerungssystem begann menschliche technik die erdoberfläche zu gestalten. Die siedlungen wuchsen zu ersten städten (40'000-50'000 einwohner) zusammen, was neue soziale organisationsformen nach sich zog: Die ernten mussten registriert, bewahrt, verarbeitet, verwaltet und nach wohlbestimmten proportionen verteilt werden. Zeichen für eigentumsbezeichnung, mass und mengen mussten gefunden werden. Über 18'000 jahre lang bewohnten cro-magnon-menschen ein höhle, die ideal gelegen ist: Leicht erhöht, mit frischwasserquelle. In den ersten 6'000 jahren war die schlucht 80m vom meer enfernt und bildete ein ideales jagdgebiet. Etwa 4'000 jahre dauerte eine erwärmungsperiode: Das wasser stieg und überflutete das weideland, beutetiere zogen ins landesinnere. Aus rationalen gründen hätte die höhle verlassen werden müssen, aber die leute blieben, verfeinerten ihre fischfangtechnik und organisierten jagdexpeditionen ins landesinnere. Warum nahmen die menschen erschwertes leben in kauf um am alten orte bleiben zu können? Waren ihnen die stätten ihrer kindheit, die bestattungsorte ihrer toten, die stätten ihrer ängste, nöte und hoffnungen, das vertraute stärkere bande als die satten weidegründe im landesinnern? - Heimat?
 Die griechen  Die griechen machten zum ersten mal in der menschheitsgeschichte das denken und seine resultate auf systematische weise zum gegenstand der erkenntnistätigkeit.
  • Das erste ergebnis ist der gedanke der beweisbarkeit von zusammenhängen in formalen strukturen, erprobt am beispiel von figuren, geometrischen gebilden und algebraischen ausdrücken: Die begründung der mathematik als wissenschaft.
  • Das zweite ergebnis ist das prinzip des deduktiven schliessens als einer möglichkeit des menschlichen denkens, durch auslegung seiner eigenen regeln neue erkenntnisse im sinne von einsichten zu gewinnen.
  • Das dritte ergebnis besteht in der erkenntnis, dass wahrnehmungswelt und begriffswelt auseinanderfallen, dass die idee und das phänomen getrennt beobachtet und analysiert werden müssen. Die erscheinungen und das begriffliche wesen der dinge hängen zwar voneinander ab. Die erscheinung der dinge oder ereignisse werden von ursachen anderer art bewirkt als von jenen, die wahrnehmbar sind. Sie werden von zielen und zwecken getrieben. Gleichwohl sind die zugrundeliegenden kräfte weitgehend natürlicher und nicht mystischer art.
 Schrift  Die entwicklung der schrift macht die gleiche entwicklung durch wie die entwicklung der sprache: Vom mehrdeutigen zeichen zur silben- und zur lautschrift bei den griechen.
Die chinesische schrift ist ein beispiel, wie konservative ideologie den entwicklungsprozess aufhalten kann und einen schrifttypus beibehält, der einer um jahrtausende früheren entwicklungsstufe angehört.
 Zahl  Gezählt wurde schon immer. Die babylonier entwickelten ein system von zehner - und sechzigerbündelung (Zehn = zwei hände; sechzig, weil diese zahl sich ganzzahlig durch viele teiler teilen lässt). Obschon sie schon gut mit zahlen umgingen, musste ihr kalenderjahr aus rituellen gründen 360 tage haben und sie verwendeten mehr mühe darauf, diese unstimmigkeit zu erklären, als ihr system zu korrigieren.
Mit dem rechenbrett, dem abakus wurde in der antike beim rechnen das stellensystem angewendet.
Erst aber die Inder führten die null in ihr rechensystem ein, was eine echte stellen-schreibweise erst ermöglichte. Über die araber gelangte sie im mittelalter zu uns und fand durch die rechenmeister im 15. und 16.jh (Zb Adam Rhies) allgemeine verbreitung. Um diese zeit wurde auch unsere zahlschreibweise erst gefestigt (Arabische zahlen).
Top  GEISTIGE ENTWICKLUNG zurück naechstes